Eine Vielzahl von Legenden und Halbwahrheiten rankt sich um Damaszenerstahl (Damaststahl) und seine charakteristische Erscheinung. Die Ursache dafür liegt zum einen in der Vielfalt und Komplexität des Themas sowie der Teilweise unklaren Quellenlage.
Generell ist es eine Folge von pseudowissenschaflichen (TV-) Dokumentationen. Die Geheimniskrämerei rund um den Damaszenerstahl hat aber auch wirtschaftliche Gründe, wie zum Beispiel die Absatzsteigerung von Damast- und Santokumesser. Naturgemäß kennen sich mit diesem Material diejenigen Menschen am besten aus, die es selbst herstellen und in den meisten Fällen auch vermarkten. Diese haben aber selten ein großes Interesse an der Entzauberung der durchhaus verkaufsfördernden Myten, welche wir im Folgenden bearbeiten werden.
Damaszenerstahl ist ein inhomogener Stahl. Das heißt, er besitzt eine ungleichmäßige Verteilung der enthaltenen Legierungselemente (zum Beispiel Kohlenstoff, Mangan, Nickel).
Dieser Zustand kann auf zwei verschiedenen Wegen erzielt werden: Entweder werden Stücke von zwei oder mehr Stählen unterschiedlicher Zusammensetzung zu einem Block verbunden, daraus resultiert der Schweißverbundamast, oder pulvermetallurgischer Damast. Es kann aber unter bestimmten Umständen auch eine Entmischung eines erschmolzenen Stahls stattfinden, welcher dann Schmelzverbunddamast genannt wird.
Die Zonen verschiedener Zusammensetzung unterscheidet sich auch im Korrosionsverhalten, je nach enthaltenen Legierungselementen. Die "unedleren" Bereiche werden stärker angegriffen. Mit einer Säurebehandlung des geschliffenen Damaszenerstahls können durch diesen Effekt die charakteristischen Muster sichtbar gemacht und eine Reliefstruktur erzeugt werden.
Die Wichtigsten Infos zusammengefasst
Nein. Weder Schweißverbundamast noch Schmelzverbunddamast wurde in der syrischen Metropole Damaskus erfunden. Damaskus stellte aber über viele Jahrhunderte einen zentralen Umschlagplatz für Güter aller Art da. Historiker gehen davon aus, dass sich die Bezeichnung "Damaszenerstahl" etabliert hat, da Waffen aus diesem Material hier in großen Stückzahlen behandelt und daher vielerorts mit der Stadt verknüpft wurden.
Auf der Unterseite Damaststahl Herkunft stellen wir Ihnen die historische Entwicklung von Damaststahl vor. Die abgekürzte Form "Damast" findet heutzutage vorrangig Verwendung. Diese beiden Begriff werden auf Damastmesser Wiki bedeutungsgleich benutzt.
Keine. In früheren Zeiten waren die Schmiede und ihre Arbeitstechniken geheimnisumwittert, weil ihr Wissen und Können bei der Herstellung und Bearbeitung des Stahls ihren Zeitgenossen wie reine Magie vorkam. Die verdunkelte Werkstatt (zur besseren Erkennung der Glühfarbe) und das Murmeln von Versen (um die Dauer einzelner Arbeitsschritte zu messen) haben sicher zu dieser Interpretation beigetragen.
In unserer heutigen Zeit glauben nur wenige Menschen an Magie, und der Mythos um die Damaststahl Herstellung hat andere Gründe.
Die meisten nehmen zu Recht an, dass der für sie unverständliche Herstellungsprozess wissenschaftlich erklärbar ist
und insofern ohne jegliche Zauberkräfte funktioniert.
Aber gerade weil uns die enormen Leistungen der modernen Industrieproduktion bewusst sind, geht eine Faszination von der Möglichkeit aus, lediglich mit Feuer und Hammer - also archaischen, anachronistischen Methoden - ein Material herzustellen, das in den meisten Fällen hervorragende Eigenschaften und eine außergewöhnliche ästhetische Erscheinung besitzt.
Nein. Zunächst ist die Qualität einer Klinge neben dem verwendeten Material auch abhängig von Geometrie und Wärmebehandlung. Aber auch bei der Betrachtung materialabhängiger Qualitätsaspekte wie erreichbare Schärfe, Schnitthaltigkeit und Flexibilität, bilden die Eigenschaften der verwendeten Ausgangsmaterialien die Basis.
Heute steht dem Klingenschmid eine Vielzahl von hervorragenden, genormten Stählen zu Verfügung. Viele von diesen lassen sich untereinander zu Damaststahl kombinieren. Durch Wechselwirkungen der unterschiedlichen Materialien, wie z.B. das Wandern mancher Legierungsbestandteile, ergeben sich neue Materialeigenschaften. Damit diese ebenso gut oder besser sind als die der Ausgangsmaterialien, bedarf es einerseits einer sinnvollen Materialkombination, andererseits auch Können und Sachverstand des Schmieds. In Abhängigkeit davon gibt es bei Damastklingen genauso wie bei Monostahlklingen gute wie auch schlechte Beispiele.
Damaststahl, bzw. Damaszenerstahl gewinnt seine Daseinsberechtigung heute vorwiegend aus der ungewöhnlichen ästhetischen Erscheinung als Gestaltungselement und dem mit diesem Material verknüpften Mythos.
Es können mit eng verwandten Techniken sogenannte Sandwichklingen hergestellt werden, die einen makroskopischen Verbundaufbau haben, z.B. Dreilagenklingen mit Deckschichten aus "weichem" Material. Solche Aufbauten sind in der Regel Monostahlklingen hinsichtlich ihrer Flexibilität überlegen. Derartige Kombinationstechniken wurden und werden vielfach von den gleichen Schmieden angewandt, die auch Damaststahl herstellen und können auch mit diesem Material kombiniert werden.
Sie waren in früherer Zeit technisch überlegen. Die Gewinnung von Stahl hoher Qualität und einheitlicher Güte war bis in die Zeit der Industrialisierung sehr aufwändig. Daher wurden Waffen der einfachen Soldaten aus durchschnittlichen oder gar minderwertigem Material gefertigt.
Waffen aus Damaststahl waren dagegen in den meisten Fällen aufwändige Einzelstücke für den Adel und wurden zumeist von sehr guten Schmieden hergestellt.
Diese beherrschten auch die übrigen, für die Qualität einer Klinge maßgeblichen Aspekte wie Materialwahl, Geometrie, makroskopischer Verbundaufbau und Wärmebehandlung hervorragend. Außerdem wurden stets die besten verfügbaren Stähle für derart aufwändige Klingen verwendet. Bedingt durch diese Umstände waren Waffen aus Damaststahl der "Massenware" weit überlegen und dementsprechend geschätzt und- oder gefürchtet.
Heute ist dieser Vorsprung durch die Weiterentwicklung der Verhüttungstechnik und die große Zahl von genormten Stahlsorten verschwunden. Sowohl bei Monostahl wie auch bei Damaststahl ist das Wissen und Können des Schmieds entscheidend für die endgültige Qualität einer Klinge.
Das ist Ansichtssache. Seit es möglich ist, Damaststahl in industriellem Maßstab herzustellen, gibt es eine kontroverse Diskussion, ob es sich dabei um "echten" Damast handelt oder nicht. Wie auf bereits auf der Unterseite Damastmesser beschrieben, lässt sich diese Frage in technischer Hinsicht relativ eindeutig mit "Ja" beantworten.
Da die mythischen Aspekte des Damaststahls für die meisten Käufer sehr wichtig sind, werden in der Diskussion über "echt" oder "unecht" Argumente angeführt wie "der Stahl muss im Feuer erwärmt worden sein". Das ist aber Generell wenig zielführend, da auch hier wieder viele Abstufungen exisitieren - gilt eine Gasesse noch als Feuer oder ausschließlich eine Kohleesse? Ist andersherum handgeschmiedeter Damaststahl "unecht", wenn er im Elektroofen erwärmt wurde?
Wie man sieht, ist hier eine scharfe technische Abrenzung kaum möglich, so dass schlussendlich nur der Käufer und Benutzer selbst entscheiden kann, was für ihn "echter" Damaststahl ist. Dabei sollte er sich darüber klar werden, welche Aspekte ihm wichtig sind: Schätzt er das Indivduelle des handgeschmiedeten Damststahls, oder geht es ihm vorrangig um den gemusterten Stahl als solchen, ohne dass die Art der Herstellung dabei von Belang ist? Das ist abhängig vom Wissen um die einzelnen Damaststahl Arten und deren Unterschiede, Aber nicht zuletzt auch eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Die hier vorgestellten Informationen wurden in Zusammenarbeit mit Herrn Gunther Löbach & dem Wieland Verlag möglich.
Das Buch Damaszenerstahl - Theorie und Praxis dient als Grundlage und bietet Ihnen zusätzlich zur Historie
einen umfassenden Praxisteil über das Schmieden von Damaststahl.